Erfahrungsweg


Wichtige Meilensteine in meiner persönlichen Entwicklung

Harald wurde oft gefragt, wie und warum er selbst dazu kam, seine Fähigkeit der aussersinnlichen Wahrnehmung zu entwickeln. Wie kam er überhaupt auf die Idee? Und – was vielleicht noch entscheidender ist – wieso ist er sein Leben lang dabei geblieben und unterrichte sogar andere Menschen darin, ihre verborgenen Fähigkeiten auf diesem Gebiet zu entdecken? Die zweite Frage ist nicht unbedingt einfacher, aber mit Sicherheit schneller zu beantworten: Die aussersinnliche Wahrnehmung birgt geradezu ungeahnte und einfach grossartige Möglichkeiten, das eigene Leben erfolgreicher und erfüllter zu gestalten. Eine Art innerer Antrieb war ihm dabei immer der Gedanke gewesen, am Ende seines Lebens einmal auf Fragen wie: Habe ich intensiv und gut gelebt? Haben sich meine tiefsten Wunschträume erfüllt? Bin ich wirklich glücklich und zufrieden mit dem, was ich getan, erlebt und erreicht habe? Habe ich in Liebe gelebt? Konnte ich spüren, was es heißt zu leben? - mit einem überzeugten »Ja« antworten zu können.

Sein Leben war ausgesprochen erfüllt. Er fühlte sich in seinem materiellen Umfeld wohl, er war glücklich mit seiner Familie und er tat das, was er wirklich tun wollte. Als Beruf folgte er seiner Berufung, anderen Menschen dabei zu helfen, ihre Lebensabsicht und ihre wahren Sehnsüchte zu erkennen und zu erfüllen, so wie er dies in seinem eigenen Leben getan hatte. Er lebte für sich gut und passend und nutze seine Fähigkeiten und Möglichkeiten, um sein Leben intensiv und erfolgreich zu gestalten, so wie es ihm wirklich entsprach - und daran wollte er immer auch gerne andere Menschen teilhaben lassen.

Um die erste Frage zu beantworten – wie er seine Fähigkeiten entdeckt hatte –, müssen wir zurück in seine Kindheit, denn damals bekam er erstmals die Gewissheit, dass ausserhalb der bis dahin wahrgenommenen Welt noch etwas anderes existierte. Und dieses Andere war in hohem Maße faszinierend und beruhigend für ihn. Seine Eltern hatten ihn sehr religiös erzogen. Die Gestalt von Jesus, seine Persönlichkeit, seine Fähigkeiten und seine Berufung faszinierten Harald sehr und er sprach jeden Abend mit ihm in einer Art Phantasie-Dialog. Gleichzeitig war er sehr an Religion interessiert und stellte im Religionsunterricht immer viele Fragen, die ihn beschäftigten und manchmal sogar quälten: Wie es sein könne, wenn Gott gerecht ist, dass es so viel Krieg und Hunger auf der Erde gibt; oder wenn Gott die Menschen liebt, warum er sie dann manchmal so jung sterben lässt? Solche grundsätzlichen Fragen brachten ihm bei seinem Religionslehrer den Ruf als Ketzer ein. Statt Antworten oder zumindest Verständnis erntete er Rauswürfe aus der Klasse. Befriedigende Antworten erhielt er nie.

Er wollte sie aber haben und begab sich allmählich auf seine eigene Suche nach Wahrheit und Klärung, nach dem Sinn des Lebens und nach Gott. Als er etwa zwölf war, wurde seine Mutter wieder einmal schwer krank und er sprach mit Jesus und Gott noch inbrünstiger als sonst und bat darum, dass sie am Leben bleiben und wieder gesund werden möge. Doch Antworten erhielt er keine, oder zumindest waren sie ihm nicht bewusst. Aber eines Nachts ist er dann unerwartet aufgewacht und erlebte, wie sich die ihm bekannte Wirklichkeit um sich herum einfach zu verflüchtigen begann. Es war, als ob Steine aus einer Ziegelwand einfach einer nach dem anderen wegflogen und alles sich auflöste. Er nahm sich als ein strahlend helles Licht wahr, strahlend mitten im Nirgendwo, allein mit sich selbst, erfüllt von brennender intensiver Liebe. Dann näherten sich zwei weitere »Lichter« und strahlten ihre unvorstellbare große Liebe auf ihn aus, in der er sich aufzulösen begann. Wie von selbst entstand in dieser unendlichen Liebe auch unendliche Klarheit und alle Fragen waren beantwortet, alle Probleme gelöst. Harald begriff, was Gott ist, er erlebte den Kern des Wesens alles Seins. Er wusste, wer er ist, was das Leben ist und war eins mit allem, was ist. Er war ganz in dieser liebevollen Einheit, er war Licht ohne Grenzen, eins mit dem Kern allen Seins. Doch irgendwann lösten sich die beiden Lichter wieder auf und er musste in seinen Körper zurückkehren. Ein schmerzlicher Prozess, in dem sein Licht wieder dunkler wurde und die Wirklichkeit sich wieder neu aufbaute zu dem, was er kannte. Das Wissen aus dieser Erfahrung verblasste zusehends bei seiner Rückkehr, doch was blieb, war die intensive Erinnerung an die Einheit mit allem, was ist, und die Gewissheit, dass es Antworten auf seine Fragen gab und dass einfach alles in Ordnung ist, so wie es ist, auch wenn er es in seinem jetzt wieder normalen Bewusstseinszustand im Körper nicht mehr verstehen konnte. So intensiv dieses Erlebnis auch war, so verlor es doch über die Jahre hinweg an Bedeutung. Allerdings die Sehnsucht nach diesem Zustand von Einssein, von Liebe und tiefem Verstehen verliess ihn nie wieder. Auf einer sehr tiefen Ebene war etwas geschehen, was ihn grundsätzlich für immer verändert hatte. Er wurde viel ruhiger und auch die Angst um seine Mutter wich danach einem unerschütterlichen Vertrauen in den Sinn allen Lebens. Ausserdem unterliess er fortan seine Fragen im Religionsunterricht. Sie kamen ihm jetzt banal vor, und zudem war ihm klar geworden, dass er dort sowieso keine Antworten erhalten würde.

Acht Jahre später, etwa mit Anfang zwanzig, hatte er ein weiteres einschneidendes Erlebnis während seines frisch begonnenen Architekturstudiums. Eines Nachts wachte er in seinem Zimmer von einer Stimme auf, die leise seinen Namen rief: »Harald«. Noch schlaftrunken, ohne Ahnung, wo sie herkam, knipste er beunruhigt das Licht an, konnte aber nichts entdecken. In dem Glauben, geträumt zu haben, schaltete er das Licht wieder aus und war schon fast wieder eingeschlafen, als er die Stimme erneut rufen hörte: »Harald«. Noch bevor er das Licht anmachen konnte, entdeckte er, dass jemand an seiner Zeichenplatte sass und seine Zeichnungen betrachtete – eine Entwurfsarbeit für sein Architekturstudium. Harald konnte diesen Menschen im Dunkeln sehen, weil von ihm ein helles, aber weiches Licht ausging und er schien leicht durchsichtig zu sein, wie aus Milchglas, innen eher bläulich, aussen eher weisslich. Verblüfft betrachtete er die Gestalt genauer und stellte überrascht, aber ohne Angst fest, dass sie sein genaues Ebenbild zu sein schien. In dieser merkwürdigen Erkenntnis zog es ihn augenblicklich oder, besser gesagt, zog es sein Bewusstsein aus seinem Körper heraus und er schlüpfte hinein in diesen anderen Körper, der aussah wie seiner. Das Ganze ging blitzschnell. Er konnte sich wahrnehmen, wie er auf dem Stuhl am Zeichentisch saß: Er war sehr irritiert und sah seine Zeichnungen an. Dann blickte Harald zurück auf sein Bett und stellte fest, dass er bzw. sein Körper dort immer noch lag, den Kopf auf die Hände gestützt und den Harald – der auf dem Stuhl vor dem Zeichentisch saß – mit leeren Augen ansah. Er war irritiert und genauso schnell wie vorher heraus, zog es sein Bewusstsein nun wieder in seinen Körper hinein. Aber kaum war er im Körper, zog es ihn wieder zurück auf den Stuhl, dann wieder ins Bett, einige Male in schneller Folge, bis sich sein Bewusstsein plötzlich teilte und er zweimal da war. Harald empfand sich aber nicht wirklich als geteilt, sondern eher als verdoppelt – und dann geschah etwas, was sich kaum wirklich vorstellen lässt, wenn man es noch nie erlebt hat. Er schaute sich selbst in die Augen und begegnete seiner eigenen Energie. Es war wie eine erschütternde Explosion tief in seinem Innern, ein tiefer Schock, der sich in jeder Faser seines Seins breit machte, und sofort riss es ihn von seinem neuen Körper auf dem Stuhl zurück in den Körper auf dem Bett, wo er physisch noch immer mit aufgestütztem Kopf lag und zum Stuhl und dem Zeichentisch hinüber starrte. Der Stuhl aber war jetzt leer. Sein Herz raste und er versuchte ruhig zu werden und nach einer Erklärung zu suchen. Es war real, aber es konnte nicht wirklich sein. Ein Traum war es nicht. Er war genauso wirklich auf dem Stuhl wie jetzt im Bett. Er fand keine Erklärung und war nur einfach tief beunruhigt. All dies geschah lange Zeit, bevor Harald jemals etwas über Astralreisen gehört hatte. In den Tagen danach bekam er etwas mehr Abstand und seine ohnehin seit jener Nacht in seiner Kindheit vorhandene Gewissheit, dass die Wirklichkeit nicht das ist, wofür wir sie normalerweise halten, verstärkte sich zusehends. Seine Neugier und Motivation, diese offensichtlich ganz anderen Aspekte und Bereiche unserer Realität, die uns im normalen Wachbewusstsein nicht zugänglich sind, zu erforschen, wuchsen erheblich. Vermutlich war es diese gewaltige Lust auf Erfahrungen in den erweiterten Bereichen unserer Wirklichkeit, die ihn in den nächsten Jahren immer wieder Begegnungen mit Phänomenen haben ließen, welche mit dem rationalen Verstand und auf der Basis eines realen und eher naturwissenschaftlichen Weltbildes nicht erklärbar waren.

Ein solches Phänomen geschah beispielsweise zwei bis drei Jahre später. Eines Nachts weckte ihn eine Art »Geisterscheinung« mitten aus seinem Schlaf. Ein Mann – orientalisch gekleidet mit weißem Turban, besetzt mit einem großen, leuchtenden Smaragd, mit einer weißen Brokatbluse, roten knielangen Hosen und herrlich verzierten Schnabelschuhen – stand plötzlich in seinem Zimmer. Das Licht, das von ihm ausstrahlte, hatte Harald offensichtlich geweckt. Er erklärte ihm auf seine in völliger Verblüffung einfältig gestellte Frage nach seinem Namen, dass da, wo er herkomme, Namen keine Bedeutung hätten. Er komme von der »Grenze«, ließ er Harald wissen, deren Natur er ihm jedoch in seiner jetzigen Lebensphase und seinem jetzigen Wissensstand nicht so erklären könnte, dass er es begreifen würde. Dann gab er Harald zu verstehen, dass er sich ohnehin nicht mit ihm unterhalten wolle, sondern dass er hier sei, um sein Verständnis von der Wirklichkeit und ihren Gesetzmässigkeiten zu erweitern. In diesem ersten Kontakt zeigte er Harald Phänomene wie Materialisation, Levitation und Zeitverschiebung, die ihn völlig begeisterten und die er unbedingt verstehen und beherrschen wollte. Aber dazu war die Erscheinung nicht bereit. Ihre deutliche Botschaft war, dass jeder Mensch die Fähigkeiten dazu in sich trägt, aber sie sich erst bewusst machen muss. Der Mensch müsse die Fähigkeiten seines Bewusstseins wieder suchen. Und der Weg dorthin sei, zumindest für Harald – und das schien der Gestalt sehr wichtig zu sein –, nicht durch das Studium fremder Lehren oder durch Hingabe an Meister welcher Art auch immer, zu erreichen, sondern durch aufmerksames Wahrnehmen der eigenen inneren Stimme und das Erspüren des eigenen Schicksalsweges. Das Leben durch eigenes Tun wahrnehmen und beherrschen zu lernen und die geistigen Gesetzmässigkeiten selbstständig zu erforschen und ihnen zu folgen, das sei Haralds Weg. Er solle niemandem blind vertrauen und folgen, sondern auf seine eigene Wahrnehmung, seine tiefen Gefühle und seine Intuition vertrauen lernen. Es sei in Ordnung, die Aussagen anderer Menschen zu hören, Rat zu holen und Unterstützung zu suchen und zu geben, solange er innerlich frei bliebe und sich nicht in der Verwicklung mit fremden Energien verliere. Dieser geistige Freund und Führer erschien Harald mehrmals in Abständen von einigen Jahren, um ihn an diese Kernaussagen zu erinnern. Er gab ihm zu verstehen, dass alles, was er sich an innerer und äusserer Freiheit wünschte, das tiefe Verständnis dessen, was er Harald zeigte, und die Einheit mit den größeren Ebenen des Seins zur richtigen Zeit kommen werden, wenn er auf seinem Weg bliebe und ständig bereit wäre, nach innen zu lauschen und seinen Gefühlen zu folgen. Harald solle nicht fremden Lehrern und Meistern folgen, sondern sein eigener Meister werden im Einklang mit seiner Bestimmung. Was er auf diese Art lernen würde, könne er anderen weitergeben. Das letzte Mal besuchte die Erscheinung Harald, als er achtundzwanzig war und in England wohnte. Sie manifestierte sich mitten am Nachmittag vor seinen Augen in einer strahlend weißen Wolke, die unerwartet im Garten vor ihm auftauchte. Sie kam, um ihn noch einmal an seine innere Freiheit zu erinnern, die er suchen und an andere weitergeben sollte. Dieser Zeitpunkt war perfekt gewählt, weil Harald sich damals gerade mit der Idee befasste, einige Zeit in ein tibetisches Kloster nach Kanada zu gehen, um dort unter geistiger Führung seine Bewusstseinsentwicklung voranzutreiben. Harald folgte dem Rat der Gestalt, sich allein auf die Suche nach den tieferen Dimensionen seines Seins zu machen und der inneren Führung zu folgen. Er baute seinen Weg auf seinen eigenen Erfahrungen auf und gab seine Ideen über das Sein und die Möglichkeiten unseres Bewusstseins lediglich als Impulse an andere Menschen weiter. Jeder Mensch muss freigelassen werden, um er selbst zu sein, eigenständig seine Wirklichkeit zu erforschen und sein eigenes Weltbild aufzubauen. Trotz dieser inneren Selbstständigkeit habe Harald natürlich immer wieder erfahren, wie schön es ist, sich mit bestimmten Menschen auszutauschen, ihren Rat in sich zu bewegen, ihre Hilfe und ihren »Rückenwind« anzunehmen und ihnen das Gleiche anzubieten.

Seine paranormalen oder manchmal sogar mystischen Erlebnisse prägten Harald sehr, auch wenn er sie anfänglich nicht verstehen konnte. Er speicherte sie einfach in seiner Erinnerung, um sie später zu einem großen Bild verknüpfen zu können. Wie normal diese recht verwirrenden Erlebnisse jedoch zu sein schienen, verstand er erst, als er mit Anfang zwanzig von Ivor James hörte, einem englischen Medium, dessen Spezialität es war, Verstorbene zu sehen. Er porträtierte sie und gleichzeitig übermittelte er Informationen oder Botschaften an die Hinterbliebenen. Diese Botschaften enthielten manchmal atemraubende Details, die niemand ausser dem Verstorbenen selbst wissen konnte. Harald erlebte Ivor auf einer öffentlichen Demonstration mit hunderten Menschen, und er war so berührt, geradezu erschüttert von Ivors Fähigkeiten, dass er mehr darüber erfahren wollte. Harald bewarb sich als Übersetzer für seine Konsultationen.

Zu dieser Begegnung gehörte eine Vorgeschichte. Nach seinem Vordiplom in Architektur entschied sich Harald, alleine mit seinem Auto durch Amerika zu reisen. Er wollte Wochen oder monatelang unterwegs sein, bis er erforscht haben würde, was er wirklich mit seinem Leben anfangen wollte. Zu dieser Zeit war ihm schon klar, dass er sein Leben nicht als Architekt verbringen wollte. Er suchte etwas, das ihn mehr berührte: Er suchte seine Berufung. Während dieser Reise durch 48 Staaten der USA erlebte er viele wunderliche Dinge. Aber ein Erlebnis, von dem er nie sicher war, ob es in ihm oder im Außen stattfand, soll hier erzählt werden. Harald lag eines Nachts einsam in seinem Ford-Kombi, mitten im Irgendwo mit offener Heckklappe auf seiner geblümten Luftmatratze, und starrte in den sternenklaren Himmel, gedankenlos, aber berührt von einer Ahnung über die unermessliche Tiefe des Seins. In ihm und um ihn herum war es ganz still. Plötzlich hörte er eine Stimme laut und klar sagen: »Harald, du bist nicht hier, um als Architekt dein Leben zu verbringen. Du willst in diesem Leben Menschen helfen. Geh zu ihnen, sprich mit ihnen!« In Panik sprang er aus dem Auto, konnte aber niemanden sehen. Tränenüberströmt, verwirrt und verzweifelt, rief er hinaus: »Gut, aber wie? Womit soll ich helfen, worüber soll ich sprechen?« Keine Antwort kam. Er setzte sich hinter das Steuer und fuhr die ganze Nacht, um diesem gewaltigen Eindruck zu entgehen. Er wusste nicht, was diese Stimme war, er wusste nur, sie hatte Recht und er musste einen neuen Weg finden. Er reiste noch lange durch die USA, allerdings ohne eine Antwort zu finden. Zurück in Deutschland las Harald von Ivor James’ Veranstaltung. Er spürte sofort, er musste dort hin, dort würden Antworten auf ihn warten. Nach den ersten zwei Wochen Übersetzungstätigkeit für Ivor war er tief beeindruckt über die Selbstverständlichkeit, mit der Ivor offensichtlich mit anderen Dimensionen oder Ebenen dieser Wirklichkeit umging. Er sprach auch mit Harald sehr viel über ihn und seinen Weg. Er gab ihm Bücher mit spirituellen Inhalten, und ganz langsam begann Harald seine Erfahrungen in einem übergeordneten Zusammenhang zu sehen. Wenig später übersetzte er wieder für ein englisches Medium, Inger Wilson, eine dynamische und respektlose Person, die ähnlich wie Ivor völlig selbstverständlich mit anderen Dimensionen umging und Zugang hatte zu Informationen, die damals weit über dem Vorstellungsvermögen von Harald lagen. Sie konnte in die Vergangenheit von Menschen schauen, Personen, die sie nie gesehen hatte, über ihren Namen beschreiben, Krankheiten diagnostizieren, bewussten Kontakt mit Verstorbenen herstellen und Gespräche zwischen diesen und ihren Klienten zustande bringen.

Inger Wilson brachte Harald auch letztlich über ihren Mann, Reg Wilson, Leiter des College of Psychic Studies in London und bekannt als Trancemedium und Heiler, nach London und initiierte seine Ausbildung als Medium und Heiler. Über sechs Jahre hielt er sich in regelmäßigen Abständen in London auf, arbeitete in verschiedenen Zirkeln an der Ausbildung seiner medialen und paranormalen Fähigkeiten und seiner Heilkräfte. Harald studierte esoterische Psychologie und Philosophie in der Absicht, seine inzwischen schon sehr zahlreichen Erfahrungen im Bereich des Paranormalen zu einem Gedankengebäude zusammenfassen oder sie in bestehende Sichtweisen einordnen zu können. Er suchte Klarheit und Übersicht.

Wahrscheinlich war es die ständige Auseinandersetzung mit spirituellen, esoterischen und metaphysischen Inhalten, die mehr und mehr eigene Erlebnisse erzeugte. Fast jede Nacht verliess Harald seinen Körper in einer Art Energiewolke, manchmal sogar mehrmals, und machte Erfahrungen in einem faszinierenden erweiterten Bewusstseinszustand. Er bekam ausserhalb seines physischen Körpers Zugang zu einer erweiterten Wahrnehmung, die die Möglichkeiten seiner Sinnesorgane weit hinter sich ließ. Der Grossteil seines Wissens über die Phänomene Astralreisen und ausserkörperliche Erfahrung stammt aus dieser Zeit. Er verstand allmählich, wie sich seine paranormalen Erlebnisse seit der Kindheit aufgebaut hatten, was sie bewirkten und welchen Sinn sie hatten.

Die Zeit in England veränderte ihn sehr. Es entstand eine große Sehnsucht, das Sein und das menschliche Bewusstsein, das Leben und seine Gesetzmäßigkeiten gründlich zu erforschen, aber nicht nur um ihrer selbst willen. Er wollte auch seine Erfahrungen und Erkenntnisse dazu nutzen können, um intensiv zu leben und aktiv mit seinem Leben umzugehen wie ein Architekt, der seine Entwürfe Gestalt werden lässt. Er wollte frei werden, sein Leben so gestalten zu können, wie er es wollte und wie es ihm entsprach. Er sehnte sich auch danach, anderen Menschen von seinem Weg zu erzählen und ihnen Inspiration und Hilfsmittel zu bieten, mit denen sie ihren eigenen Weg finden konnten, indem sie lernten, hinter die Oberfläche zu schauen.

Das schien es zu sein, was ihm die Stimme damals in der Nacht mitteilen wollte, was er aber damals noch nicht verstehen konnte. Diese neue Entwicklung, die in England begonnen hatte, wurde immer wieder durch wichtige Begegnungen vorangetrieben. Persönlichkeiten wie Robert Monroe oder Daskalos auf Zypern prägten sein Vorwärtskommen genauso wie der Kontakt mit engen Freunden. Seine Wahrnehmung und sein Weltverständnis wurde schon früh in seinem Leben erschüttert und erweitert, aber erst die bewusste Beschäftigung mit der Natur des Bewusstseins und die gezielte Anwendung seiner schöpferischen und wahrnehmenden Bewusstseinskräfte in der Praxis haben ihm einen wirklichen Zugang zu den Möglichkeiten unseres Bewusstseins geöffnet.

Wenn Harald später - nach 30 Jahren Erfahrung im praktischen Umgang mit solchen Möglichkeiten - von Menschen gefragt wurde, welche Fähigkeiten er habe oder zumindest am intensivsten genutzt hätte, dann sprach er am liebsten von seiner Fähigkeit, das Energiefeld oder die Aura von Menschen, Tieren und Pflanzen sehr genau wahrnehmen und deuten zu können. Diese Fähigkeit hat sein Leben mehr geprägt als die meisten anderen Fähigkeiten, sie hat ihm geholfen, intensiv und gemeinsam mit anderen Menschen zu leben und glücklich zu sein.

In England lernte Harald zunächst, sein Bewusstsein zu öffnen für Energien und Informationen aus anderen Ebenen des Seins. Er lernte, in sich aufzunehmen und weiterzugeben, was von anderen Instanzen oder Wesen zu ihm getragen wurde. Man nennt diese Arbeitsweise des Bewusstseins »Medialität«. Aber weil er schon immer sehr aktiv war, wollte er auch lernen, sein Bewusstsein und seine Wahrnehmung über seine eigenen Körpergrenzen hinaus auszudehnen und alles zu durchdringen und zu verstehen, was er verstehen wollte: die Energie anderer Menschen oder von Orten, Häusern, Pflanzen, Tieren, Nahrungsmitteln usw. Er wollte nicht allein darauf angewiesen sein, Informationen und Energien aus einer fremden Quelle zu empfangen, er wollte sie sich selbst beschaffen, und diese Fähigkeit nennt man Sensitivität. Sowohl Sensitivität als auch Medialität sind Formen entwickelter paranormaler Wahrnehmung. Wer sensitiv die Aura von Menschen erspüren kann, weiß, wie eine Person in ihrem Wesen wirklich ist, wie sie gelebt hat, was sie fühlt und denkt. Er spürt ihre Sehnsüchte und Probleme, ihre Fähigkeiten und Möglichkeiten. Auch enge Beziehungen hinterlassen Spuren in der Aura, aus denen man die entsprechende Person beschreiben kann. Ihr Lebensstil, der Charakter, die Lebensziele, der Lebenszweck sind dort erkennbar, ebenfalls körperliche Symptome, gegenwärtige, vergangene oder solche, die sich sogar erst anbahnen

Für Harald war die Erforschung der Aura eines der spannendsten Abenteuer auf seinem Weg, und er nutze seine Fähigkeiten in diesem Bereich täglich und mit viel Freude und Befriedigung. Ob er erspüre, was für die Menschen in seinem Vortrag oder Seminar hilfreich ist, ob er versuchte, Antworten auf Fragen oder Lösungen zu Problemen im Leben eines Menschen zu finden, ob er Ernährungsberatung machte und jemandem erklärte, was für seinen Körper momentan am besten wäre, oder ob er gelegentlich mithalf, Vermisste zu suchen für die Bergwacht oder die Polizei – all dies ist nur als Sensitiver möglich. Harald konnte die Energien der menschlichen Aura selbst über Fotos, Schriftproben oder Gegenstände spüren und deuten. Hin und wieder hat er Firmen bei der Auswahl eines Mitarbeiters für einen wichtigen Arbeitsplatz beraten, oder bei der Festlegung von Namen und Verpackungen für Produkte oder sogar bei der Gestaltung ihres Auftritts in der Öffentlichkeit und bei der Werbung mitgewirkt. Unsere Sensitivität zu nutzen ist ein Abenteuer ohne Ende. Hinter die Oberfläche schauen zu können bringt Tiefe, Kreativität und Sicherheit, Klarheit und Entscheidungskraft, aber auch Verständnis und Mitgefühl in unser Leben. Der Umgang mit anderen Menschen gestaltet sich intensiver, ehrlicher und liebevoller, und nichts prägt unsere Lebensqualität und den Weg zum persönlichen Erfolg mehr als zwischenmenschliche Beziehungen. Harald sprach aus über 30 Jahren Erfahrung zu den Menschen und hat jeden Leser dazu einladen, sich dem Abenteuer der Erforschung des Bewusstseins hinzugeben, denn das Leben als »Sensitiver« wird nicht mehr das gleiche sein.